NEUHOF.
Premiere geglückt: Nach Brot
und Flammkuchen werden in Neuhof Christstollen gebacken. Die
Ausgabe erfolgt im Südharz am 1. Adventswochenende.
Er gehört zur Advents- und Weihnachtszeit genauso wie der
obligatorische Kranz mit den vier Kerzen oder der geschmückte
Baum: die Rede ist vom Stollen. Und nach Jahrzehnten wird es
das besondere weihnachtliche Gebäck wieder „Made in Neuhof“
geben. Das Backteam vom Förderverein Kultur- und Heimatpflege
hat die Premiere erfolgreich hinter sich gebracht und am 4.
November erstmals Stollen im Backhaus des Vereins zubereitet.
Aktuell werden diese – wie es die Rezepte vorsehen – noch 14
Tage gelagert, ehe sie noch eine abschließende Behandlung
erhalten. Passend zum 1. Advent werden die Stollen, die
allerdings alle schon aufgeteilt sind – am Freitag, den 25.
November, ab 16 Uhr am Backhaus ausgegeben.
Das Backteam um Mastermind Ulf Hoffmeister baut damit sein
Angebot weiter aus –
und hier ist von einer ähnlichen
Erfolgsgeschichte wie mit „Charlotte“ zu hoffen. So hat der
Vorstand des Fördervereins Kultur- und Heimatpflege Neuhof das
Mischbrot getauft, das vom Verein von Beginn angeboten wird.
Nachzulesen ist die Herstellung des Brotes, das am 4. November
ebenfalls ausgegeben wurde, dank eines Stempels, den der
Förderverein angeschafft und so seine Brote nunmehr
kennzeichnet.
Harte Arbeit steht vor Genuss
Hinter dem Genuss, egal ob vom Christstollen oder „Charlotte“
liegt jedoch harte Arbeit für das Team. Bereits einen Tag vor
dem Backen wird der Teig für Stollen und Brote vorbereitet –
und am Backtag selbst geht es früh los. Bereits um 9 Uhr wird
der Holzofen angeheizt, während parallel mit dem Kneten des
Brotteiges begonnen wird. Gegen 14.15 Uhr folgte dann am 4.
November zunächst das Kneten des Vorteiges des Stollens, sowie
um 15 Uhr vom Hauptteig. Eine halbe Stunde wurden dann Früchte
und Mandeln unter den Stollenteig gemischt, und um 16.16 Uhr
das Formen des weihnachtlichen Gebäcks gestartet. Auch hier ist
Timing alles – denn parallel konnten die Brote aus dem Ofen
geholt werden und an die Vorbesteller ausgegeben werden.
Und seit dem Start des Backens in Neuhof im März diesen Jahres
ist daraus schon ein gewisses Ritual geworden. Kaum ist im
Backhaus in Neuhof der Ofen geöffnet und die ersten Brote
hinausgenommen, stehen Interessierte Schlange, um es
abzunehmen. Auch an diesem Tag war es nicht anders und nach
einem kleinen Schwatz leerte sich das Areal um die Köhlerhütte
wieder und das Backteam startete wieder das Warten. Um 17 Uhr
hatte man die Stollen in den Ofen geschoben, gegen 18.15 Uhr
wurden sie wieder herausgeholt und zum Lagern und der
endgültigen Behandlung vorbereitet.
Alte Tradition reaktiviert
Dabei zeigt sich wieder einmal, dass der Förderverein mit dem
neuen Backhaus sein Ziel erreicht hat: Es wurde neben der
neu gebauten Köhlerhütte ein Alleinstellungsmerkmal für den
Südharz geschaffen. Wobei der Verein streng genommen eine alte
Neuhofer Tradition reaktiviert hat: Bis in die 1990er Jahre hat
es in Neuhof eine Bäckerei und viele private Backhäuser oder
Backöfen gegeben. Diese Tradition des Backens sollte mit dem
Bau des Backhauses in Erinnerung gerufen werden – und sie wird
nun fortgesetzt.
Im Gespräch erklärt der Vorsitzende Klaus Liebing, dass man im
Jahr 2023 noch viel vor hat. So sollen monatlich offene
Backtage angeboten werden. Das System ist schnell erklärt: Die
Vereinsmitglieder heizen den Holzofen an – und Interessierte
können nach Anmeldung all das, was sie vorbereitet haben,
backen lassen. Egal ob Brot, Kuchen oder Pizza, alles ist
möglich. Auch Flammkuchen geht, was der Verein selbst bei einer
kleinen Feier zum sechsmonatigen Bestehen des Backens in Neuhof
erst intern zeigte –
und später
beim Weinfest an der Köhlerhütte auch Gästen schmackhaft
demonstrierte.
Möglich ist all dies nur, da das Backteam um Ulf Hoffmeister in
kürzester Zeit perfekt aufeinander eingespielt ist. „Unser Team
ist wirklich gut und gewachsen, die Backtage sind nahezu ein
Selbstläufer geworden. Jeder weiß, was er machen muss – und
trotz der Arbeit macht es einfach Spaß.“
Die Herkunft des Christstollen
Ursprünglich basiert der Christstollen auf den keltischen
Opferbroten, welche mit der Christianisierung (hierzulande im
8. bis 10. Jahrhundert nach Christus) von den mittelalterlichen
Klosterbäckereien übernommen wurden.
Er gehört zu den sogenannten „Gebildebroten“, wie es in der
Sprache der Bäcker heißt. Damit sind Gebäcke gemeint, die
beispielsweise Figuren oder zumindest eine bestimmte Form
darstellen. Was viele nicht wissen: Mit seinem weißen
Puderzucker-Teppich symbolisiert der Christstollen bereits seit
vielen Jahrhunderten das in weiße Tücher eingewickelte
Christkind. Wann genau der erste Christstollen gebacken wurde
und woher das Originalrezept kommt, lässt sich heute leider
nicht genau nachvollziehen.
Die Fachwelt ist sich allerdings einig, dass der Vorläufer des
heutigen Adventsstollens um 1300 herum in Sachsen entstand.
Seine erste urkundliche Erwähnung findet der kalorienreiche
Kuchen 1329 in Naumburg an der Saale. Aus einem alten
Schriftstück geht hervor, dass die Bäcker von Naumburg ihrem
Bischof Heinrich „zween lange".